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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Synagoge und Mahnmal

Das Bauwerk und sein Baumeister

Die Hamelner Gemeinde und ihre Synagoge

Die Hamelner jüdische Gemeinde, die in ihrer Mehrheit konservativ war und national dachte, hatte sich einen repräsentativen Bau geschaffen, auf den sie außerordentlich stolz war. Mit über 300 Sitzen bot er deutlich mehr Plätze, als die Gemeinde damals Köpfe zählte, nämlich knapp 200. Aber die Gemeinde wuchs und zunehmend wurde es Sitte, dass auch die Juden aus Coppenbrügge, Hemeringen, Groß Berkel und anderen umliegenden Gemeinden zum Gottesdienst nach Hameln fuhren.

Während die Garnisonkirche dem preußischen Militär als Turnhalle und später als Sparkasse diente, wurde der Neubau der Synagoge in der Bürenstraße im Jahre 1879 fertig gestellt.

 

Am 2. Juli 1879 fand die feierliche Weihe statt. Zum Programm gehörten

Anlässlich der Weihe wurden rechts und links der Fassade zwei Bäume gepflanzt, Pyramideneichen. Anschließend ging es zu Diner und Ball in Dreyers Berggarten, eingeleitet mit einem Toast auf den deutschen Kaiser.

Der Bericht über die Feierlichkeiten in den Hamelschen Anzeigen hebt die große Beteiligung der Hamelner Bevölkerung hervor. "Mit einigem Schmerz" erwähnt er das Fehlen der evangelischen Geistlichkeit. Diese, obwohl sie geladen war, erschien nicht zur Einweihung. Sie kam auch nicht zur Feier des 50jährigen Synagogen-Jubiläums im Jahre 1929.

Die Sorge, mit dem Bauplatz in ein abgelegenes Gebiet am Stadtrand abgeschoben worden zu sein, wurde rasch gegenstandslos. Im Umkreis der Synagoge entstand ein bürgerliches Wohnviertel. 1875 wurde der Bahnhof eingeweiht und die Bebauung der Kaiserstraße und des Wilhelmsplatzes begann. 1899 und 1909 entstand in zwei Bauabschnitten das benachbarte Viktoria Luise Gymnasium. Die reformierte Kirche wurde in den Jahren 1904-06 errichtet.

Voller Stolz brachte die Gemeinde 1920 in der Synagoge eine Tafel an, die der im ersten Weltkrieg für Deutschland gefallenen Hamelner Juden gedachte. Sie hatte im Jahre 1920 einen Entwurf für diese Tafel durch den Berliner Bildhauer Kattentidt anfertigen lassen und die Württembergische Metallwarenfabrik in Geislingen mit der Ausführung beauftragt.

Der langjährige Prediger und Lehrer der Gemeinde Salomon Bachrach sagte am 12. Dezember 1920 anlässlich der Einweihung der Tafel:

Niemand hat das Recht zu sagen, der deutsche Jude habe im Kriege seine Pflicht versäumt. Auf unserer Tafel stehen sechs Namen. In jeder jüdischen Gemeinde unseres Vaterlandes kann man solche Tafeln errichten, und auf jeder stehen Namen von gefallenen Juden. Wir dulden nicht, dass man Ihr Andenken schmäht. Wir stehen im Geiste vor einem einzigen großen Grabe. Die drinnen schlummern, sind Deutschlands Söhne. Für uns sind sie gestorben. Wir grüßen sie in dieser Stunde, die Tapferen, die uns erst recht mit Banden der Liebe und Treue an unser deutsches Vaterland und an unseren heiligen Glauben ketten.

Den Verleumdungen des Antisemitismus, die in der Weimarer Zeit besonders hart aufbrachen, entgegnete Bachrach, indem er sich noch stärker zu Deutschland bekannte.

 

Diese liebenswerte Zeichnung des Künstlers Gebhardt-Rathenau zeigt Synagoge und Lehrerhaus aus ungewohnter Perspektive von Südosten inmitten von Bäumen. Ganz links ist eine der beiden anlässlich der Einweihung gepflanzten Stieleichen zu sehen – inzwischen zu stattlicher Höhe gewachsen.

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© Bernhard Gelderblom Hameln