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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Der jüdische Friedhof in der Scharnhorststraße

Ein Gang über den Friedhof

Die Phase der beginnenden Assimilation

Es handelt sich um die Zeit, wo andere Länder bereits fortschrittliche Judengesetze eingeführt hatten und sich im Judentum starke Bestrebungen deutlich machten, sich zu emanzipieren und der christlichen Mehrheitsgesellschaft zu nähern. Im Königreich Hannover waren den Juden in dieser Zeit noch immer enge diskriminierende Schranken auferlegt.

Ein äußeres Merkmal der frühen Assimilation ist das Hinzutreten deutschsprachiger Inschriften, zunächst auf der nach Westen schauenden Rückseite der Grabsteine.

In dieser Zeit beginnt die von den Behörden angeordnete und überwachte Annahme fester Familiennamen. Bis dahin wurde nur der bei der Beschneidung gegebene Vorname und – nachgestellt – der Vorname des Vaters geführt.
Auf den Grabsteinen fällt auf, dass der hebräische Name nicht identisch mit dem bürgerlichen Namen ist. Glückele, Tochter des Herrn Zwi, ist für den deutschen Standesbeamten Karoline Rosenstern (vgl. Grabstein N 4). Der hebräische Name findet zunehmend nur noch im kultischen Rahmen Verwendung.

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G 4

Leser Abraham, gestorben 1821

Auf der Rückseite findet sich die Inschrift: "Leeser Heine, gest. im September 1821". Hier handelt es sich um den ältesten Stein mit einer deutschsprachigen Inschrift und einem festen bürgerlichen Familiennamen.

Leser Heine hatte an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen. Er stammt aus der aus Bückeburg kommenden Familie Heine, der auch der später zum Christentum konvertierte Schriftsteller Heinrich Heine angehört. Zwei Brüder der Familie Heine, die von Hameln nach Hamburg gegangen waren, hatten der Gemeinde die beiden Torpfosten gestiftet (s. o.).

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H 1

Hirsch Seckendorf, gestorben 1832

Der früh verstorbene Hirsch Seckendorf war Buchbinder gewesen und hatte damit ein für Juden zugängliches zunftfreies Gewerbe betrieben. Die geknickte Rose (auf der hebräischsprachigen Vorderseite) und die gesenkten Fackeln (auf der deutschsprachigen Rückseite, unteres Bild) als Schmuckformen stammen aus der Trauerkultur der christlichen Umgebung.

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L 5

Johanne Seckendorf, gestorben 1870

Unter diesem Stein ist seine 1870 verstorbene Frau Johanne bestattet. Die Witwe hatte ihre Kinder durch einen Trödelhandel und ein Putzgeschäft ernährt. Erneut findet sich das Symbol der geknickten Rose.

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J 4

Ephraim Salamo Michaelis, gestorben 1849

Ephraim Salomon Michaelis besaß ein Wohnhaus "Am Markt" und führte dort eine Putz- und Modehandlung. Putzwarenhandlungen unterlagen nicht den Zunftbeschränkungen, deswegen finden wir hier häufig Juden. Die Familie Michaelis lebte viele Generationen in Hameln und stellte mehrere Vorsitzende der jüdischen Gemeinde.

Als Schmuckform findet sich der Lorbeerzweig, Symbol der Unvergänglichkeit.

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J 6

Joseph Oppenheimer, gestorben 1851

Neben der Familie Michaelis ist die Familie Oppenheimer die wichtigste jüdische Familie der Stadt Hameln. Joseph Hameln war "Lotterie-Collekteur und Pfandleiher" und Besitzer eines Wohnhauses in der Neuen Marktstraße. Die jüdische Gemeinde wählte ihn zum 1. Vorsitzenden. Joseph Oppenheimer hatte in den Befreiungskriegen gegen Napoleon im Freicorps gedient und dafür eine Ehrenmedaille erhalten.

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J 1

Hanne Oppenheimer, gestorben 1844

Hier ist die früh (1844) verstorbene erste Ehefrau von Josef Oppenheimer, Hanne, unter dem Symbol der geknickten Rose bestattet.

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© Bernhard Gelderblom Hameln