
Der Segensgruß des Priesters auf dem Stein von
Meyer Katzenstein, gestorben 1926 (Y 7/8)

Die Priesterhände in ungewöhnlicher Anordnung auf dem Stein
von N.N. (G 5)
Die segnenden Priesterhände weisen auf die Herkunft aus der Priesterschaft (Kohanim). Die Bestatteten tragen Namen wie Cohen, Kohn, Katz, Katzenstein.


Die Levitenkanne auf dem Stein von
Carl Löwenstein, gestorben 1918 (V 12)
Die Levitenkanne verweist auf levitische Herkunft. Die "Leviim" hatten hilfspriesterliche Aufgaben, wie das Assistieren bei priesterlichen Waschungen. Das kultische Waschgerät besteht aus Wasserkanne und Schale. Die Bestatteten tragen Namen wie Levi, Löw, Löwenstein, Levison, Weill.


Die Krone mit Lorbeer auf dem Stein von
Friederike Michaelis, gestorben 1872 (L 8)
Die Königskrone ist die "Krone des guten Namens" und verweist auf die religiösen Vorzüge des Gestorbenen.


Der Lorbeerzweig auf dem Stein von
Ephraim Salomon Michaelis,
gestorben 1849 (J 4)

Lorbeerkranz und Krone auf dem Stein von
Elieser Leser, gestorben 1749 (C 7)
Das Lorbeerblatt bzw. der Palmzweig deuten in ihrer Unverweslichkeit auf das ewige Leben, dessen der Tote harrt.


Der Magen David im Giebel des
Steines für Nathan (gestorben 1916)
und Nathalie Blancke (gestorben 1919,
Y 1/2)
Das Hexagramm, der "Davidschild" (hebräisch Magen David) ist ursprünglich ein allgemein verbreitetes magisches Zeichen zur Abwehr böser Geister. Jüdisches Symbol wird er erst seit dem 14. Jahrhundert, ausgehend von der Prager jüdischen Gemeinde. Erst Ende des 19. Jahrhundert verbreitet sich das Symbol über Europa, tritt seither auf Grabsteinen häufiger als konfessionelles Zeichen in Erscheinung, wird gleichzeitig in ganz anderem Sinne Symbol der nationalen zionistischen Bewegung und findet sich heute in der Staatsflagge Israels.


Die geknickte Rose auf dem Stein von
Hanne Oppenheimer, gestorben 1844 (J 1)

Ornament aus dem Musterbuch des Steinmetzen auf dem
Stein von Leifmann Philippsohn, gestorben 1872 (L 9)
Die übrigen Symbole wie die gesenkte Fackel, die geknickte Rose, die Blumen des Paradieses finden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie sind Symbole der Vergänglichkeit und der zeitgenössischen christlichen Trauerkultur entlehnt.

Die eingangs geschilderten spezifisch jüdischen Symbole wie die Priesterhände und die Levitenkanne treten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück und machen allgemeinen Dekorationselementen und Schmuckformen Platz.
Gegen Ende des 1. Weltkrieges tauchen wieder die bekannten religiösen Symbole auf, die Priesterhände, die Levitenkanne, der Magen David. Angesichts des andauernden Antisemitismus ist das ein Zeichen für die Rückbesinnung auf die eigenen religiösen Werte innerhalb des Judentums.
© Bernhard Gelderblom Hameln