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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Der jüdische Friedhof in der Scharnhorststraße

Die Besonderheit jüdischer Grabsteine

Symbole und Schmuckformen

Die meisten Gräber vor allem der älteren Zeit enthalten keine Symbole, sondern nur sehr schön angeordnete Inschriften. Die ausführliche, den ganzen Stein bedeckende Inschrift ist das besondere Merkmal jüdischer Grabsteine. Soweit Symbole vorhanden sind, handelt es sich um solche religiöser Herkunft.

 

Zwei Symbole sind von besonderer Bedeutung, weil sie den Status des Verstorbenen bezeichnen, die Priesterhände und die Levitenkanne.

Die Priesterhände
Die Priesterhände in ungewöhnlicher Anordnung auf dem Stein
von N.N. (G 5)

Die segnenden Priesterhände weisen auf die Herkunft aus der Priesterschaft (Kohanim). Die Bestatteten tragen Namen wie Cohen, Kohn, Katz, Katzenstein.

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Die Levitenkanne verweist auf levitische Herkunft. Die "Leviim" hatten hilfspriesterliche Aufgaben, wie das Assistieren bei priesterlichen Waschungen. Das kultische Waschgerät besteht aus Wasserkanne und Schale. Die Bestatteten tragen Namen wie Levi, Löw, Löwenstein, Levison, Weill.

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Die Königskrone ist die "Krone des guten Namens" und verweist auf die religiösen Vorzüge des Gestorbenen.

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Ein Kranz von Lorbeerblättern
Lorbeerkranz und Krone auf dem Stein von
Elieser Leser, gestorben 1749 (C 7)

Das Lorbeerblatt bzw. der Palmzweig deuten in ihrer Unverweslichkeit auf das ewige Leben, dessen der Tote harrt.

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Das Hexagramm, der "Davidschild" (hebräisch Magen David) ist ursprünglich ein allgemein verbreitetes magisches Zeichen zur Abwehr böser Geister. Jüdisches Symbol wird er erst seit dem 14. Jahrhundert, ausgehend von der Prager jüdischen Gemeinde. Erst Ende des 19. Jahrhundert verbreitet sich das Symbol über Europa, tritt seither auf Grabsteinen häufiger als konfessionelles Zeichen in Erscheinung, wird gleichzeitig in ganz anderem Sinne Symbol der nationalen zionistischen Bewegung und findet sich heute in der Staatsflagge Israels.

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Ornament aus dem Musterbuch
Ornament aus dem Musterbuch des Steinmetzen auf dem
Stein von Leifmann Philippsohn, gestorben 1872 (L 9)

Die übrigen Symbole wie die gesenkte Fackel, die geknickte Rose, die Blumen des Paradieses finden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie sind Symbole der Vergänglichkeit und der zeitgenössischen christlichen Trauerkultur entlehnt.

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Die eingangs geschilderten spezifisch jüdischen Symbole wie die Priesterhände und die Levitenkanne treten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück und machen allgemeinen Dekorationselementen und Schmuckformen Platz.

Gegen Ende des 1. Weltkrieges tauchen wieder die bekannten religiösen Symbole auf, die Priesterhände, die Levitenkanne, der Magen David. Angesichts des andauernden Antisemitismus ist das ein Zeichen für die Rückbesinnung auf die eigenen religiösen Werte innerhalb des Judentums.

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© Bernhard Gelderblom Hameln