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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Der jüdische Friedhof in der Scharnhorststraße

Zur Geschichte des Friedhofes

Der Friedhof in der NS-Zeit

Bestattungen mussten in der NS-Zeit in äußerster Stille vor sich gehen. Für Nichtjuden war es wenig ratsam, einer Bestattung beizuwohnen. Immer wieder hören wir, dass es für Angehörige von Verstorbenen ganz schwer war, von einem Tischler einen Sarg und von einem Steinmetz einen Grabstein zu bekommen. Viele Menschen hatten Angst, für einen Juden zu arbeiten, andere weigerten sich grundsätzlich. Der letzte Stein wurde 1936 gesetzt (X 3). Die allermeisten Bestattungen nach 1933 erfolgten, ohne dass ein Stein gesetzt werden konnte. 

Der Pogrom des 9. November 1938 richtete sich in Hameln in voller Stärke auch gegen den Friedhof. Über das Ausmaß der Zerstörungen können wir nur Vermutungen anstellen; sie müssen aber sehr erheblich gewesen sein. Ein Schreiben des Stadtkämmerers Himmler vom 12. Juni 1950 enthält folgende Formulierung:

"Wie bekannt, wurde der Friedhof im November 1938 geschändet. Alle Grabsteine wurden umgestürzt, zum Teil beschädigt oder gar zerschlagen. Alles blieb so liegen bis 1945/46."

Der damalige (christliche) Friedhofsgärtner Michelsen berichtet,

"daß die Grabsteine zum Teil an Ort und Stelle in Splitter zerhackt wurden und dass der Anblick, der sich ihm unmittelbar nach der Schändung geboten habe, unvorstellbar gewesen sei".

Man muss sich vor Augen halten, dass die wenigen bis Kriegsende in Hameln verbliebenen Juden gezwungen waren, auf diesem zerstörten Friedhof weiter ihre Toten bestatteten. Weil keine Steine mehr gesetzt werden konnten, können wir über die Bestatteten und die Lage ihrer Gräber nur Vermutungen anstellen.

1943 wurden die gesamten Steine des Friedhofes an einen Hamelner Steinmetz für 1215 RM zur Verwertung verkauft. Derselbe Mann pachtete auch das Gelände zu einem Preis von 150 Reichsmark im Jahr. Als Verkäufer trat die "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" auf. Dabei handelte es sich nicht um eine jüdische Organisation, sondern um eine dem Reichsinnenminister unterstehende Zwangsvereinigung, die das Ziel hatte, das jüdische Vermögen für das Deutsche Reich "restlos" zu verwerten.

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© Bernhard Gelderblom Hameln