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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens

Die Zeit des Nationalsozialismus

Johanne Michaelis

Von der alten Familie Michaelis lebten 1933 noch zwei Personen, Julius und Johanne Michaelis.

Michaelis-Julius-Todesanzeige 1934
Todesanzeige für Julius Michaelis-Julius in der
DEWEZET, oben von seiner Schwester Johanne,
unten von der Synagogengemeinde

Es handelt sich um die letzte Todesanzeige für einen Juden, welche die DEWEZET veröffentlichte. Julius Michaelis, ein Tabakwarengroßhändler, starb 1934. Zeitzeugen berichten, dass es für Christen gefährlich war, an seiner Trauerfeier teilzunehmen. Das Grab hat nie einen Stein erhalten, weil sich kein Steinmetz fand, der für einen Juden arbeiten wollte.

Michaelis-Haus Osterstr.
Das Wohnhaus der Familie Michaelis in der Osterstraße 7 (um 1900)

Seine Schwester Johanne Michaelis war unverheiratet und ohne Berufsausbildung. Ihrem Bruder hatte sie den Haushalt geführt. Nach seinem Tod im Jahre 1934 übernahm sie das Haus Osterstraße 7, in dem sie 1871 geboren worden war und das schon drei Generationen lang im Besitz ihrer Familie war. Sie lebte von den Mieteinnahmen.

Michaelis Haus 2006
Das Haus Osterstraße 7 im Jahr 2005

Am 28. März 1939 sah sich die alte Dame gezwungen, ihr Haus zu verkaufen. Im Vertrag wurde ihr lebenslanges Wohnrecht zugesichert. Entgegen dem Vertrag und allen Absprachen musste Johanne Michaelis 1940 ihre Wohnung verlassen und wurde in das "Judenhaus" Pferdemarkt 8 "umgesetzt".

Michaelis-Gedenktasse
Gedenktasse der Familie Michaelis

Für ihren Abtransport nach Theresienstadt bat sie einen Tischler, ihr eine Transportkiste anzufertigen. Dabei übergab sie ihm eine Gedenktasse ihrer Großeltern mit den Initialen CM, die anlässlich ihrer silbernen Hochzeit angefertigt wurde. Sie mochte sie nicht mitnehmen und bat ihn, die Tasse "bis nach dem Kriege" aufzubewahren. Johanne Michaelis starb am 16. Februar 1943 In Theresienstadt. Die öffentliche Versteigerung ihres Hausrats unter den Bürgern erbrachte 963,97 RM für die Finanzkasse.

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© Bernhard Gelderblom Hameln